Alkohol in Lebensmitteln

Viele Mütter fragen sich: Ist der sogar in gesunden Lebensmitteln vorkommende natürliche Alkohol für Kinder gefährlich? Für uns Grund genug, dieser Frage einmal nachzugehen. Wir sprachen mit Prof. Dr. Joseph Keul, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Prävention, Rehabilitation und Sportmedizin am
Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg


Brot, Bananen, Apfelsaft oder zum Beispiel Kuchen, Lebensmittel, die bei vielen Menschen, insbesondere auch bei Kindern, hoch im Kurs stehen und oft täglich auf dem Speiseplan. Sind diese Lebensmittel gefährlich?

Prof. Dr. Joseph Keul: Viele gesunde Lebensmittel enthalten entweder aus natürlichen Gründen, zum Beispiel durch Alkoholentstehung während der Reifung oder Zubereitung, oder aufgrund der Zugabe von alkoholhaltigen Substanzen, gewisse Mengen an Alkohol. Die mit gesunden Lebensmitteln wie Brot, Bananen oder Traubensaft aufgenommene Alkoholmenge ist so niedrig, dass sie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene absolut ungefährlich ist.

Wie entsteht denn der Alkohol in natürlichen, gesunden Lebensmitteln wie Brot, Bananen oder Apfelsaft?

Prof. Dr. Joseph Keul: Alkohol entsteht einmal durch die alkoholische Gärung. Diese findet bereits im frischen Obst oder nach Abfüllung durch Einwirkung von Hefen auf den Fruchtzucker statt. Entsprechend finden sich im Obst, zum Beispiel bei vollreifen Bananen, 6 Gramm Alkohol pro kg, oder in Fruchtsäften und anderen Obstprodukten Alkohol. Natürliche Obstsäfte enthalten bis zu 3 Gramm Alkohol pro Liter, Traubensaft sogar bis zu 10 Gramm Alkohol pro Liter. Auch bei der Brotherstellung kann Alkohol entstehen. Zum Beispiel bei der Teiglockerung durch Hefen. Normales Mischbrot enthält zwischen zwei bis vier Gramm Alkohol pro kg. Und natürlich entstehen gewisse Mengen an Alkohol bei der Milchsäuregärung. Deshalb enthalten auchfruit 924937 640 Sauerteigbrot, Sauerkraut oder Kefir Alkohol. Spuren von Alkohol werden auch als Trägersubstanz bei der Herstellung von Aromen verwendet.


Lebensmittel Alkohol Alkohol g/Liter bzw. g/kg (mg) pro Portion
Traubensaft ~ 4,0 g/l 800 mg
Apfelsaft ~ 2,0 g/l 400 mg
Grapefruit ~ 1,0 g/kg 200 mg
Weißbrot ~ 2,0 g/kg 100 mg
Roggenbrot ~ 3,0 g/kg 150 mg
Kefir ~ 5,0 g/kg 1000 mg
Sauerkraut ~ 5,0 g/kg 1000 mg


Warum ist Alkohol in diesen Mengen selbst für Kinder ungefährlich? !

Prof. Dr. Joseph Keul: Der Ernährungsbericht 1996 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V., Frankfurt, stellt fest, dass Kinder im Alter zwischen vier und dreizehn Jahren durchschnittlich 0,2 Prozent der Gesamtkalorien über Alkohol zuführen; diese Alkoholmenge wird hauptsächlich durch den natürlichen Alkoholgehalt in den zweifelsfrei gesunden Lebensmitteln wie Bananen, Brot oder Apfelsaft aufgenommen. In der gesamten Literatur der Kinderheilkunde ist kein Fall bekannt, bei der über diese Lebensmittel aufgenommene Alkoholmenge eine gesundheitliche Schädigung aufgetreten ist. Deshalb ist es weiterhin richtig, dass ein vermehrter Konsum dieser kohlenhydratreichen Lebensmittel empfohlen wird, sowohl Kindern als auch Erwachsenen. Übrigens produziert der menschliche Körper durch den Stoffwechsel selbst gewisse Mengen an Alkohol.


Findet durch den vermehrten Verzehr dieser alkoholhaltigen Lebensmittel eine Gewöhnung an Alkohol statt?

Prof. Dr. Joseph Keul: Die Annahme, dass durch den Verzehr von Lebensmitteln mit alkoholischem Geruch oder Geschmack im Kindesalter eine Gewöhnung an höherprozentige Alkoholika im späteren Leben erleichtert wird, ist nicht belegbar. Diesen Zusammenhang gibt es zwar für alkoholische Getränke wie Bier, Wein oder Schnaps, nicht aber für Lebensmittel, die nur einen sehr geringen Alkoholgehalt aufweisen. Die Schwelle für die Alkoholwahrnehmung im Gebäck wird je nach Zubereitung zwischen drei und sieben Gramm pro Liter bzw. kg angesetzt. Bei allen Lebensmitteln, die weniger Alkohol enthalten, ist der Alkohol nicht wahrnehmbar. Eine Gewöhnung und jede Art einer gesundheitlichen Gefährdung ist hierdurch somit ausgeschlossen.


Quelle des Interviews : http://www.gesundheit-aktuell.de/

Tags: Stillen, Beikost, Ernährung

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