Der Bauch-Weg-Tipp des Jahrhunderts! Topp oder Flopp?

Ich weiß noch genau, wie ich mich nach der Geburt meines ersten Sohnes gefühlt habe, der Druck im Becken war extrem, beim Anblick an meinem Bauch hätte man denken können, dort ist ein Meteroit eingeschlagen und so fand ich mich irgendwann abends heulend im Auto zu meinem Mann sagen: "Kannst du bitte meinen Beckenboden und alle Organe an der Baumarkt-Kasse abholen? Dort müssten sie jetzt liegen". Kurzum: ich hab mich ordentlich überlastet! Unser Körper kann unglaublich viel leisten, doch gerade  nach einer Schwangerschaft und Geburt benötigt er eine gute Rehabilation, Ruhe und Pflege. bauch24 12

Klingt natürlich total blöd, vor allem wenn man nach 10-12 Wochen nach einer Geburt aussieht, als wäre man Wackelpudding in einer Körperregion, die zwar vieles geleistet hat, man sich selbst aber doch auch einfach anders kennt und wieder haben möchte. Oft greifen Frauen dann zu Boot-Camps oder anderen harten Trainings um dem entgegen zu wirken, doch ist das immer sinnvoll? Hartes Training zahlt sich aus, schließlich möchte man etwas erreichen und hat ein klares Ziel vor Augen. Und dein Beckenboden? Kein Problem, denn beim gynäkologischen Check hat der Frauenarzt schließlich gesagt: Machen sie ruhig all das, was sie vorher auch gemacht haben.

Was passiert denn eigentlich bei der ersten gynäkologischen Untersuchung nach der Geburt?

  • Bei der vaginalen Untersuchung wird die Lage und Größe der Gebärmutter untersucht
  • der Muttermund, die Scheide und der Dammbereich wird untersucht und geprüft, ob Verletzungen abgeheilt sind
  • Generelle Kontrolle der Rückbildung
  • Kontrolle von Blutdruck und Gewicht
  • Untersuchung der Brüste
  • es wird ein Abstrich gemacht
  • es werden all deine Fragen geklärt, auch zur Verhütung

Kurzum: Es wird der Zustand geprüft, der aktuell ist. Im besten Falle empfiehlt der Gynäkologe einen Rückbildungskurs, um die immer noch geschwächte Muskulatur wieder zu kräftigen. Und da kommen wir zum Punkt: Die Muskulatur ist immer noch geschwächt, der Körper nach wie vor in einer Rückbildungsphase und nicht im Zustand, wie vor der Schwangerschaft. Das dauert einfach wesentlich länger! Es ist nicht bei 100% der Frauen nach der Geburt so, dass z.B die Kontinenz wieder da ist.

Ich sehe jetzt viele Leserinnen mit dem Kopf schütteln und sagen: Nee, wenn ich niese, huste oder lache, dann funktioniert da einfach genau gar nichts so wie es soll. Und dann liest man auch ständig: Das ist ja GANZ NORMAL, es dauert halt.

Liebe Frauen: NEIN, das ist NICHT normal! Und JA: Natürlich kann man etwas dafür tun und ja das dauert auch seine Zeit. Vorallem aber sollten die Werkzeuge die hierfür genutzt werden, die sichersten sein, oder? Wichtig ist aber vorallem auch, das man BEVOR es so weit ist, eine gute Informationsquelle zu den Themen Beckenboden, Bauchmuskulatur und Alltag hat. Daher gibt es zum Beispiel in meinen Schwangerschaftskursen wichtige Theorieeinheiten, die über alle Funktionen aufklären, IN der Schwangerschaft und euch dann vorallem auch mit Tipps versorgt, die im Wochenbett sinnvoll sind. Später dann, wenn ihr Teilnehmerin einer meiner Kursformate nach der Geburt sein solltet, sehe ich mich in der Verantwortung, euch bestmöglichst und sicher durch euer Workout zu geleiten und erweitere auch hier immer um themenspezifische Theorie.

Was passiert denn, wenn ich meinen Körper zu früh belaste eigentlich? Ganz einfach: deine Organe senken sich ab und im schlimmsten Fall erleidest du einen Prolaps, der dann operiert werden muss. In meinem Fall war es eine krasse Senkung und es hat mich Jahre (!) gekostet das ich es heute nicht mehr ständig merke. Symptome können sein:

  • Druck oder Schweregefühl in der Scheide
  • Fremdkörpergefühl in der Scheide
  • sichtbares Gewebe am Scheidenausgang
  • Blutungen
  • Schmerzen
  • Veränderung der Problematik im Laufe des Tages
  • Probleme beim Sex
  • Probleme beim Entleeren der Blase oder des Darms

Wichtig ist daher: Du benötigst das richtige Training! Daher meine bitte an euch: macht langsam. Achtet auf euch, denn etwas, was man sich antrainiert oder durch Nichtwissen verursacht dauert lange, oder im Zweifel benötigt es eine OP, bis es wieder "einigermaßen gut" ist. Beckenboden und Körpermittemuskulatur sollte angemessen trainiert werden. Wann du dann wieder laufen gehen kannst, oder hochintensiven Sport ausüben kannst, kann dir keine verantwortungsbewusste Trainerin sagen. Ich empfehle immer wieder vorab einen guten Beckenboden-Check zu absolvieren.

Eine Frage die mich in der Schwangerschaft oft erreicht:

Soll ich mir einen Bauch-Weg-Gurt anschaffen und nach der Geburt tragen? Ich habe gehört, dann geht der Bauch von ganz alleine weg.

Der Bauch wird während der Schwangerschaft immer größer um den wachsenden Baby, der Gebärmutter, der Plazenta und den schon vorher vorhandenen Organen genügend Platz zu schaffen. Hierbei wird die Bauchmuskulatur gedehnt und in die Länge getrieben. Nach der Geburt ist die Muskulatur immernoch gedehnt und verlängert und benötigt Zeit, sich zu straffen. Die Bauchmuskulatur hilft deinem Körper nicht nur, gut auszusehen, sondern hat mit der Rückenmuskulatur noch viele weitere wesentliche Aufgaben:

  • Bewegungen des Rumpfes
  • Unterstützen der aufrechten Haltung
  • Taillenformung
  • Stützt die Bauchorgane
  • Verantwortlich für die Bauchpresse (diese benötigst du beim Toilettengang, bei der Austamung, beim Lachen und auch bei der Geburt)IMG 20200707 195349

Deine Körpermittemuskulatur soll nach der Geburt lernen, ihre Aufgaben wieder zu erfüllen. Dies passiert vorallem im Wochenbett über deine Atmung und aufrechte Haltung. Wenn hier ein Gurt getragen wird, wird dieser diese Aufgabe abnehmen. Das ist kontraproduktiv und daher nicht zu empfehlen! Gerade bei der Stützung KANN ein Gurt hilfreich sein, allerdings gilt hier deutlich zu beachten, dass die Muskulatur nicht erlernt, aktiv zu werden, sondern immer inaktiver wird und dadurch irgendwann noch weniger tut. Kommen wir aber zum Bauchraumdruck, der vorallem bei der Bauchpresse erzeugt wird. Beim anlegen des Gurtes entsteht unweigerlich Druck im Bauchraum, dieser kann nur in eine Richtung gehen, nämlich nach unten gegen deinen Beckenboden. Nach der Schwangerschaft und Geburt ist dieser immernoch geschwächt und kann dem nun erzeugten Bauchraumdruck keinen Stand halten. Im schlimmsten Fall forcierst du nun eine Organsenkung.

Natürlich gibt es auch Fälle, wo ein Gurt sinnvoll sein kann, aber dies kann nicht für jede Frau pauschal gelten. Hier muss ich genau angesehen werden, wo die Problematik liegt. Im Wochenbett sollte der Fokus nicht auf eine schnelle Bauchreduktion liegen, sondern auf die korrekte Aktivierung der Muskulatur.

Fazit: Ein Bauchgurt kann einen sehr großen und schweren Bauch unterstützen und der Muskulatur helfen. Falsch angewendet oder pauschal angewendet kann er aber ebenso für große Probleme sorgen. Ob ein Gurt bei dir notwendig ist, kann dir eine qualifizierte Trainerin und Therapeutin beantworten. Wenn du nach einer gefühlten Ewigkeit nach der Geburt immernoch einen großen Bauch hast, kann es eine Rektusdiastase sein und sollte nicht mit hartem Boot-Camp-Training wegtrainiert werden, auch hier ist die Gefahr der zu starken Belastung und damit forcierten Problematiken zu groß.

Also ihr Lieben: kümmert euch um Euch, seid aufmerksam und achtet auf euren Beckenboden!

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