Don't pee and press oder: raus aus der Inkontinenzfalle
Mamas haben grundsätzlich keine Zeit: keine Zeit zum Duschen, zum Essen, zum Lesen, zum Durchatmen. Der Toilettengang zählt unweigerlich dazu, da wird mit dem kreischenden Baby im Nebenraum möglichst fix alles rausgepresst, bis vermeintlich nichts mehr kommt und nebenbei nochmal schnell die Nase geputzt. Doch warum ist das ein Problem und trainieren wir uns damit womöglich noch Etwas an?
Frauen und Mütter nach der Geburt leiden oft unter einer Inkontinenz, diese gibt es in den unterschiedlichsten Abstufungen. Eine Form davon ist die sogenannte Drang-Inkontinenz:
- starker, ständiger Harndrang,
- Wasser lassen in einer sehr hohen Frequenz, mehr als 8 mal in 24 Stunden
- mit geringen Urinmenge
- unwillkürlichen Urinverlust
sind die Hauptmerkmale dieser Form der Inkontinenz.
Die muskuläre Dranginkontinenz äußert sich durch überaktive Muskulatur im Bereich der Blase, diese pressen den Urin hinaus. Normalerweise werden sie durch das zentrale Nervensystem gebremst und erst bei voller Blase aktiviert. Bei dieser Form der Inkontinenz arbeiten die austreibenden und haltenden Muskeln gegeneinander. Bei einer sensorischen Inkontinenz führen Veränderungen der Blase und der Blasenwand zu einer Fehlwahrnehmung und signalisieren, dass die Blase voll ist. Diese Art kommt nach unter anderem häufigen Blasenentzündungen vor.
Die Harnröhre wird von zwei ringförmigen Muskeln, den Schließmuskeln (Sphinkter) umschlossen. Bei der Blasenentleerung kommt es zum Zusammenspiel der beiden Schließmuskeln und des Blasenmuskels. Der innere und äußere Schließmuskel öffnen sich, der Beckenboden entspannt sich. Kurz darauf zieht sich der Blasenmuskel zusammen. Dieser Mechanismus sorgt in einem gesunden Harntrakt dafür, dass sich die Harnblase unter geringem Druckaufwand komplett entleert und kein Restharn in der Blase verbleibt.
Damit der Harntrakt optimal funktioniert ist neben dem Zusammenspiel aus Schließmuskeln und Blasenmuskel auch ein intaktes Nervensystem notwendig. Über die Nervenstränge und -impulse wird das Zusammenspiel der Muskeln koordiniert.
Also nochmal zusammenfassend: Du musst Pipi, die Blase vermittelt mit Rezeptoren den Füllstand, du gehst zur Toilette. Solange übernimmt willentlich dein System und schließt die Harnröhre, bis du auf der Toilette sitzt, sichert dir so die Kontinenz. Sobald du sitzt, entspannt sich dein Beckenboden, die Harnröhre weitet sich und die Blase zieht sich zusammen. Presst du nun das Pipi raus, steuert das System dies mit reiner Muskelkraft, welches enormen Druck auf den entspannten Beckenboden sowie zufiel Urindurchfluss der Harnröhre bedeutet. Auch die Pipistop-Übung wird über die Muskelkraft gesteuert, über die Harnröhre und den Beckenboden, die Blase entspannt sich später. Damit wir urinieren können, passiert in unserem Körper ein ganz komplexes System, welches perfekt aufeinander abgestimmt ist. Bei beiden Varianten, also bei Press-Pipi und Pipi-Stop bleibt Restharn in der Blase, hier erhöht sich zugleich noch die Infektionsgefahr.
Wenn wir nun also mit Druck diesen Vorgang beschleunigen, oder auch mal eben auf dem Klo beim urinieren, das Pipi-anhalten als Training durchführen, bremsen wir diesen Vorgang willkürlich, das ist physiologisch nicht vorgesehen! Wir forcieren damit nervale Fehlinformationen und sorgen für eine falsche Koordination zwischen Blasen- und Schließmuskelaktivität.
Solltest du bereits das Gefühl haben, dass du von dieser Form der Inkontinenz betroffen bist, so solltest du umgehend deinen Arzt aufsuchen um dir weitere Hilfsmaßnahmen zu holen.
Also liebe Mama, auch wenn wir nie Zeit haben, ist es umso wichtiger, deinen Mamaalltag bewusst zu leben und dir auch auf der Toilette Zeit zu lassen, getreu dem Motto: es läuft von allein! Und für deinen Beckenboden empfehlen wir zahlreiche effektive Übungen in unseren MamaWORKOUT Kursen.
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