Beckenboden und Babytragen - zuviel Belastung?
In meinen Workshops für werdende Eltern und in Geburtsvorbereitungskursen geht es beim Thema Babytragen häufig auch um die Frage nach der körperlichen Verfassung der Frau. Ab wann darf die Mutter tragen? Müssen Mutter und Kind die ersten Tage liegen? Was bedeutet das Tragen eigentlich für den Beckenboden?
Der Beckenboden ist für mehrere Dinge zuständig: Er hält und trägt. Er verschließt und lässt locker. Und das ein Leben lang. Dennoch merken viele Frauen die Existenz des Beckenbodens erst im Zuge einer Schwangerschaft, nämlich in der Phase, in der er durch das steigende Gewicht von Fruchtwasser, Gebärmutter und Baby viel beansprucht wird. Nach der Geburt ensteht leicht das Gefühl, den Beckenboden nicht mehr spüren zu können. Es können ein unangenehmer Druck oder sogar Schmerzen bei Belastung entstehen - durch ganz gewöhnliche Tätigkeiten wie Stehen, Laufen oder Tragen. Das gesamte Körpergefühl kann durch eine Geburt durcheinander geraten.
Was ist wichtig für den Beckenboden nach einer Geburt?
Nach der Geburt steht vorallem das Bonding und die Regenration der Mutter im Vordergrund. Die Hebamme zeigt bestmöglichst, wie der Beckenboden erspürt werden kann. Zur Regeneration empfiehlt es sich, regenerative Übungen, wie aus unserem Regenerationsplan, auszuführen. Ebenfalls notwendig, ist es sich
einen beckenbodenfreundlichen Alltag zu schaffen:
- Bequeme Kleidung tragen. Durch enge Kleidung (Hosenbund oder Gürtel) kann am Bauch sehr viel Druck gegen den Beckenboden entstehen.
- Aus dem Liegen immer über die Seite aufstehen.
- Auf eine aufrechte Haltung und einen festen Stand achten. Füße hüftbreit, Becken neutral, Schultern tief, Wirbelsäule lang. Eine gesunde, aufrechte Haltung ist nicht nur schonender für den Beckenboden, sondern stärkt auch die meist ebenfalls beeinträchtigte Rückenmuskulatur. Gerade Beschwerden im Kreuzbeinbereich gehen meist mit einer Beckenbodenschwäche einher.
- Schwere Lasten aus einer aktiven Körpermitte und einem aktiven Beckenboden heraus heben, schieben, ziehen oder tragen.
- Husten und Niesen? In aufrechter Haltung nach hinten über die Schulter oder in die seitlich angehobene Armbeuge husten/niesen.
Und beim Tragen? Wir nehmen unsere Babys täglich hunderte Male auf den Arm - wenn sie unruhig sind, Nähe brauchen, Hunger haben, nicht in den Schlaf finden oder um sie zu transportieren. Beim Tragen auf dem Arm gerät unser Körper schnell in eine Ausgleichshaltung, die belastet und zu Verspannungen und Schmerzen führen kann.
Daher gilt für ein entlastendes Tragen:
- Schwerpunkt dicht am Körper
- gleichmäßige Gewichtsverteilung
- passende Trageweise nutzen mit Tragetuch oder Tragehilfe
Aus Sicht des Babys kann es mit dem Getragenwerden sofort losgehen. Nach der Geburt fühlt es sich Haut an Haut auf der Brust der Eltern meist am wohlsten. Im Wochenbett können Familienmitglieder die Mutter entlasten, indem sie das Baby tragen - wenn die Mutter damit einverstanden ist.
Die Mutter kann mit dem Tragen beginnen, wenn sie sich bereit dazu fühlt. Eine geeignete Bindeweise mit einem Tragetuch oder eine passende Tragehilfe fühlt sich bequem an und verteilt das Gewicht des Babys angenehm, ohne den Bauchraumdruck zusätzlich zu erhöhen. Das reflektorische Gegenhalten des Beckenbodens reagiert auf erhöhten Druck im Bauchraum. Dieser Druck wird z. B. beim Niesen, Husten oder Lachen aufgebaut, genau wie beim Tagen von schweren Lasten. Durch die Schwangerschaft und Geburt ist der Beckenboden vorbelastet und es kann so zu einer Stressinkontinenz kommen.
Du trägst dein Baby zum ersten Mal? Betrachte es als neuen Sport, den du langsam mit kleineren Einheiten beginnst. Wenn das Tragetuch oder die Tragehilfe gut sitzt, unterstützt dies deine aufrechte Körperhaltung und entlastet den Beckenboden. Mit steigendem Gewicht des Babys trainierst du deine Muskeln, je öfter du trägst, desto länger am Stück kannst du es bequem tragen.
Dein Tag war anstrengend und du spürst ein unangenehmes Druckgefühl nach unten? Schalte einen oder mehrere Gänge zurück und entlaste deinen Beckenboden. Kleine Übungen in Bauch- oder Rückenlage helfen dir dabei. Die bekannteste ist hier die "Childpose" aus dem Yoga, sie entlastet Rücken-, Bauch-, und Beckenbodenmuskulatur und trägt so zu einer schnellen Besserung bei unangenehmen Druckgefühl bei.
Um deinen Beckenboden weiter zu kräftigen, besuche nicht nur einen Rückbildungskurs, sondern betätige dich auch danach sportlich. Kurse, die den Beckenboden mit einbeziehen, wie z. B. das MamaWORKOUT, oder Fitte-Mitte sind besonders zu empfehlen. Sportarten, die den Beckenboden belasten, wie z. B. Joggen oder HIIT-Kurse, solltest du die ersten 12 Monate nach der Geburt meiden.
Viele Beckenbodenübungen lassen sich in Alltagssituationen einbauen. Diese und viele andere tolle Tipps und Übungen lernst du in meinen Kursen kennen.
Deine Sarah
Tags: Tragen, Trageberatung, Sport, Baby, MamaWORKOUT, Bauchmuskulatur