Die freie Atmung beim Tragen - warum sie wichtig ist!

„Bekommt dein Kind denn da noch Luft?“  
"Bei dieser Tragehilfe gibt es so ein tolles Zubehörteil, dass das Baby abgeschirmt wird!"
"Bei dieser Bindeweise kannst du dein Baby direkt in die Tuchbahn bringen, sodass es seine Ruhe hat!".
 
Diese Aussagen kennst du wahrscheinlich. Du hast sie schon in deinem Alltag mit deinem Schatz erlebt, auf der Straße, zuhause oder in einigen Müttergruppen. Warum die Frage nach genügend Luft begründet ist, und wieso ein Baby nicht zugedeckt und "unsichtbar" in einer Tragehilfe oder einem Tragetuch getragen werden sollte, erfährst du in diesem Blogartikel.
 
Die Sorge um die freie Atmung ist nicht unbegründet. Für junge Babys, welche sich noch nicht selbstständig aufrichten können, kann es durchaus gefährlich werden, wenn sie nicht genügend Sauerstoff bekommen. Experten, wie die interdisziplinären Arbeitsgruppe des sächsischen Gesundheitsministeriums, gehen davon aus, dass dies ein Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod (SIDS) ist. Weiterhin sind sich Experten einig, dass die Beeinträchtigung der Atmung durch eine zusammengesackte Haltung und/oder Stoff vor dem Gesicht, für Babys binnen weniger Minuten lebensbedrohlich sein kann.

Die folgenden wichtigen Verhaltensregeln vermindern das Risiko für den plötzlichen Kindstod und sollten daher grundlegend beherzigt werden:

  • Das Baby wächst in rauchfreier Umgebung auf. Idealerweise raucht keiner der Erwachsenen, insbesondere nicht innerhalb der Wohn- und Schlafräume.
  • Das Baby schläft auf dem Rücken.
  • Das Baby schläft in einem gut passenden Schlafsack.
  • Keine Decken, Kissen oder Kuscheltiere können nachts sein Gesicht abdecken.
  • Das Baby schläft im selben Zimmer wie seine Bezugspersonen.
  • Das Baby wird gestillt. Dies senkt das Risiko in besonderem Maße.

In Punkt drei deutlich beschrieben: das Gesicht des Babys sollte nicht bedeckt sein.

Baby Tragetuch Stützung
Deshalb ist es besonders wichtig, dass du beim Tragen darauf achtest, dass dein Kind nicht zusammen sackt oder das kleine Gesicht mit Stoff bedeckt ist. Ich bin mir sicher, dass du bei deinem Kind immer darauf achtest und du dir dieser Gefahren vollkommen bewusst bist. In meinem Beratungsalltag erlebe ich viele sehr gut informierte Familien, die dann vor Sorge alle paar Minuten nach dem Baby schauen, es wach küssen und kaum dazu kommen, die Tragezeit entspannt zu genießen.
Wie kannst du also sicherstellen, dass dein Kind immer eine freie Atmung hat?
Es ist ganz einfach:
  • Achte darauf, dass dein Baby immer gut gestützt ist währenddessen du es trägst, so verhinderst du das Zusammensacken. Sollte dir auffallen, dass der Rücken deines Babys besonders rund aussieht oder zur Seite gekrümmt ist, richte es direkt auf und straffe Tragehilfe bzw. -tuch gewissenhaft nach.
  • Trage dein Baby immer aufrecht. Nur in der aufrechten Trageposition ist eine ausreichende Stützung gewährleistet. Deshalb raten Fachleute vom Tragen in der liegenden Position (Wiegeposition) ab.
  • Kinn und Brustkorb dürfen sich nicht berühren. Das gilt sogar ganz allgemein… Sackt der Kopf deines Babys auf den Brustkorb, drücken bis zu 25% seines Gesamtgewichtes darauf und erschweren so die Atmung enorm. Werden Rücken und Nacken beim Tragen gut gestützt, verhinderst du automatisch, dass dies passiert.
  • Keinen Stoff über das Gesicht führen. Tragehilfen und Tragetücher bieten dir meist die Möglichkeit, den Kopf deines Babys variabel zu stützen. Als Trageberaterin empfehle ich entweder des Stützen des Kopfes mit einer waagerecht verlaufenden Kopf- bzw. Nackenstütze bis maximal zum Atlasknochen (etwa Höhe der Ohren) oder diagonal über den Hinterkopf (das Gesicht bleibt frei). So ist immer sichergestellt, dass dein Baby genug frische Luft bekommt. 
  • Die Kleidung bewusst wählen. Stell dir vor, du trägst einen Strickpulli, einen bauschigen Schal, eine euch umschließende Jacke und dein Baby trägt eine warme Mütze samt Schal. Dann kann es schnell passieren, dass du keine freie Sicht auf das Gesicht deines Babys hast. Wähle eure Kleidung also immer so, dass genug frische Luft zu deinem Baby kommt. 
Wenn du diese Tipps beherzigst und dich jemand fragt ob dein Kind genug Luft bekommt, kannst du ganz entspannt lächeln und nicken. 
Solltest du Fragen zur freien Atmung beim Tragen haben oder dir unsicher sein, hilft dir eine Trageberaterin bzw. ein Trageberater deines Vertrauens immer gerne weiter. Solltest du noch eine Trageberaterin in deiner Region suchen, so wirst du sicherlich beim Tragenetzwerk e.V. fündig.
Dieser Beitrag erschien zuerst am 3. August 2017 und wurde am 9. August 2018 überarbeitet. Vielen Dank Annika Milde, von Trageberatung-OWL, die Teile dieses Artikels als Gastbeitrag geschrieben hat. Annika ist zertifizierte Trageberaterin der Trageschule ClauWi, Vorstandsmitglied des Tragenetzwerk e.V. und gibt regelmäßig Fortbildung für Trageberaterinnen zum Thema Tragehilfenoptimierung.

Tags: Tragen, Trageberatung, Schlafen

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